Zur Geschichte von Todenhausen
Der Name Todenhausen geht wahrscheinlich auf einen Einsiedler aus der Karolingerzeit namens Dudin oder Dudo zurück. Hieraus entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte über „Dudinhusen“, „Dudenhusen“ der Name „Todenhausen“. Die Siedlung Todenhausen wird erstmals 1349 genannt. Sie gehörte kirchlich zu Wetter und war dem dortigen Stift zehntpflichtig. Urkundlich wird in der Folgezeit nur noch die Todenhäuser Mühle genannt. Hierzu gehörten wenige Gehöfte, in denen zehn Familien wohnten.
1720 kam eine Gruppe hugenottisch-waldensischen Glaubensflüchtlingen an, die nördlich der Mühle angesiedelt wurden. Rat Scheffer und Major Leopold von der Regierung zu Marburg suchten hierfür die Riedwiesen, Wüstungen und Trieschwiesen aus. Ihre ersten Hütten errichteten die Colonisten am Bornstück unterhalb des Sonnabendskopfes nahe einer Quelle. Von hier aus begannen sie mit den Rodungen ihrer zugewiesenen Ländereien und dem Aufbau der Colonie. Noch heute kann man den systematischen Aufbau der Colonie entlang der Bundesstraße 252 erkennen. In der Amtssprache entwickelten sich schon bald die Ortsnamen „Deutsch-Todenhausen“ und „Französisch-Todenhausen“.
Ein Gedenkstein auf dem Friedhof in Todenhausen erinnert an die ersten "Colonisten"-Familien | Das Wappen der Waldenser ziert die Kanzel der Todenhäuser Kirche |
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts begann das allmähliche Zusammenrücken beider Orte. 1880 wurde der erste gemeinsame Bürgermeister gewählt, und es gab somit eine Gemeinde Todenhausen. Der offizielle Beschluss hierfür wurde allerdings erst 1931 gefasst. Am 31.12.1971 endete die Selbständigkeit der Gemeinde Todenhausen. Sie ist seither ein Stadtteil der Stadt Wetter. Todenhausen hat heute rund 290 Einwohner, von denen viele noch französische Namen tragen. In dem landwirtschaftlich geprägten Ort gibt es noch zwei Haupterwerbs- und 15 Nebenerwerbsbetriebe. Der Landmaschinenhändler Alliè ist der einzige Handwerksbetrieb des Ortes.
In den Jahren 1744 – 1755 errichteten die Colonisten ihren „temple“, einen schlichten Hallenbau. Neben der barocken Kanzel befindet sich eine steinerne Tafel mit lateinischer Inschrift, die an die Einweihung der Kirche erinnert. Neben der Tafel von 1755 hängt ein Hugenottenkreuz. Das Symbol der Waldenser, der Leuchter, ist dreimal in der Kirche zu finden: Hinter der Kanzel, im Fenster hinter dem Altar und als siebenarmiger Leuchter auf dem Altar. Das Hugenottenkreuz ist Motiv des Antependiums am Altar.
Die Colonie gehörte bis 1979 zur evangelisch-reformierten Kirchengemeinde Münchhausen. Danach wurde sie Teil des Kirchspiels Wetter. Seit 2012 ist sie Teil der evangelischen Kirchengemeinde Wetter mit Niederwetter und Todenhausen. Die Pfarrstelle I (zur Zeit Pfarrer Dr. Matthias Franz) ist für Todenhausen zuständig.
Für Todenhausen sitzen im Kirchenvorstand:
- Hannerlore Schmidt
- Elisabeth Schäfer
In Todenhausen besitzt die Kirchengemeinde eine französische Bibel aus dem Jahr 1692 und eine „Histoire des Martyrs“ („Geschichte der Märtyrer“). Ein Kirchenbuch führte die Flüchtlingsgruppe seit 1701. Auf dem Sonnabendskopf erinnert ein Gedenkstein an die 200-Jahr-Feier der Colonie. In den Stein eingemeißelt ist das Wort „Resistez“. Ein weiterer Gedenkstein wurde 1997 auf dem Friedhof errichtet. Er erinnert an die 40 Gründerfamilien.
Im ehemaligen Schulraum der Colonie befindet sich das „Hugenotten- und Waldenserarchiv“, das in einer Ausstellung alte Schriftstücke und Fotos beinhaltet. Das Archiv kann nach Rücksprache mit Hans-Werner Müller (Adresse s. unten) besichtigt werden. Anlässlich der 250-Jahrfeier erschien das Buch „Waldenserkolonie Todenhausen“ von Karl Schäfer. Im Rahmen des 275-jährigen Jubiläums erschien die Festschrift „Colonie Todenhausen“ von Hans Uffe Boerma. Man kann dieses Werk als Ergänzung des Buches von 1970 verstehen. Zur 650-Jahr-Feier von Deutsch-Todenhausen erschien 1999 von Hans-Uffe Boerma das Heft „650 Jahre Deutsch-Todenhausen und 100 Jahre Freiwillige Feuerwehr Todenhausen“. Die beiden letztgenannten Titel sind bei Hans-Werner Müller noch erhältlich. In den vergangenen Jahren hat Hans-Uffe Boerma im Gemeindebrief „Die Glocke“ eine Reihe von Beiträgen „Zur Kirchengeschichte von Todenhausen“ veröffentlicht.
Die ersten Kolonisten sind bis heute bekannt. Ihre Namen stehen auf dem Gedenkstein auf dem Friedhof Todenhausen. Der Text lautet: "1720: Gründung der Kolonie Todenhausen
Am 5. Februar 1720 erhalten die um Aufnahme bittenden hugenottisch-waldensischen Refugiés von Landgraf Carl die Genehmigung zur Ansiedlung bei Todenhausen.
Nach einem Inspektionsbericht aus dem Jahr 1724 waren folgende Familien in Todenhausen ansässig: Jean François du Burg, Louis Millet, Daniel Fort, Barthellemi Agneau, Michel Sezanne, Antoine Fourny, François Gueriment, Allexandre Riffier (Grebe, Bürgermeister), Jean Pierre Lagier, Jean Piston, Jean Henry Schmidt verh. mit Madeleine du Cros, Laurent Berger (Ancien, Kirchenältester), Jaques Martin, Jaques Pipin, Jean Archinad, Jean Massot, Jaques Gachet, Jean Juvenal, Jean Tronc, Chafre Bec (Ancien, Bourgmaitre, Kirchenältester, Gemeinderechner), Friederic Turquais (Ancien, Kirchenältester), Allexandre Clement, Pierre Gueriment (Ancien, Kirchenältester), Jean Sinquet, Pierre Adrian (Ancien, Kirchenältester), Pierre Benoit, Jean Baral, Jean Juvenal, Jean Boudemon, Etienne Riffier, François Jumeau, Pierre Pallin, Jaques Sinquet, Pierre Tron, Jacques Baral, Thomas Tron, Paul Rignol, Les Freres Vial (die Brüder Vial), Abraham Puy, Lazarre Dusson.
Später zogen noch folgende Familien nach: Allié, Combé, Ginard, Hougon, Pez."
- Links:
-
Deutsche Waldenservereinigung e.V.:
www.waldenser.deDeutsche Hugenottengesellschaft e.V.:
www.hugenotten.de